Vom Hasenspiel im Mordgraben
Ganz in der Nähe der Wüstung Neuenrode zieht sich nach Abend zu eine Bodensenke hin, "der Mordgraben" genannt. Dorthin hatte einst ein Jäger seinen Widersacher, dem er schon sehr lange spinnefeind war, aber nicht beikommen konnte, zu einem Jagdessen eingeladen.
Da jedoch der Hasenbraten vergiftet war, aß der Eingeladene mit dem Mahl auch seinen Tod.
Aber auch der Mörder fand seit diesem Tage keine Ruhe mehr, weder bei Tage, noch bei Nacht.
Von Rachegeistern verfolgt und gequält starb er bald nach seiner Missetat.
Seitdem erscheinen beide, in Hasen verwandelt, zur Geisterstunde, und
sie bekämpfen sich dabei grimmig mit ihren Vorderläufen. Schlag
Eins jedoch hört der Kampf, den man das Hasenspiel nennt, schlagartig
auf, um am nächsten Tag zur gleichen Stunde von neuem zu beginnen.
Das geht nun schon so Jahr um Jahr, und noch immer ist kein Ende abzusehen.
Quelle: Sagen und
Legenden aus Nebra (Unstrut), Gesammelt und neu erzählt von Rudolf
Tomaszewski, Nebra 1987