Der Hexentanz
Eine Frau von Hembach hatte ihren kaum sechzehnjährigen
Sohn Johannes mit zu der Hexenversammlung geführt, und weil er hatte
pfeifen lernen, verlangte sie, er sollte ihnen zu ihrem Tanze pfeifen,
und damit man es besser hören könnte, auf den höchsten
Baum steigen. Der Knabe gehorchte und stieg auf den Baum. Indem er nun
daherpfiffe und ihrem Tanz mit Fleiß zusahe, vielleicht weil ihm
alles so wunderseltsam deuchte, denn da geht es auf närrische Weise
zu, sprach er: »Behüt, lieber Gott, woher kommt soviel närrisches
und unsinniges Gesinde!« Kaum aber hatte er diese Worte ausgeredet,
so fiel er vom Baum herab, verrenkte sich eine Schulter und rief, sie
sollten ihm zu Hilfe kommen, aber da war niemand, ohn er allein.
Kommentar: Nic. Remigii
Daemonolatria, p. 109.
Quelle: Deutsche Sagen, Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Brüder Grimm),
Kassel 1816/18, Nr. 251