Der Wassermann an der Fleischerbank
Der Wassermann kam auch wöchentlich in die
Stadt zur Fleischerbank, sich da einzukaufen, und wiewohl seine Kleidung
etwas anders war als der übrigen Menschen, ließ ihn doch jeder
gewähren und dachte sich weiter nichts Besonders dabei. Allein er
bezahlte immer nur mit alten durchlöcherten Groschen. Daran merkte
ihn zuletzt ein Fleischer und sprach: »Wart, den will ich zeichnen,
daß er nicht wiederkommt.« Jetzt, wie der Wassermann wiederkam
und Fleisch kaufen wollte, ersah's der Metzger und ritzte ihn flugs mit
dem Messer in den ausgestreckten Finger, worin er das Geld hinreichte,
so daß sein Blut floß. Seit der Zeit ist der Wassermann ganz
weggeblieben.
Kommentar: Mündlich aus Deutschböhmen.
Quelle: Deutsche Sagen, Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Brüder Grimm),
Kassel 1816/18, Nr. 53