Des Teufels Brand
Es liegt ein Städtlein im Schweizerland
mit Namen Schiltach, welches im Jahr 1533 am 10. April plötzlich
in den Grund abgebrannt ist. Man sagt, daß dieser Brand folgenderweise,
wie die Bürger des Orts vor der Obrigkeit zu Freiburg angezeigt,
entstanden sei: Es hat sich in einem Hause oben hören lassen, als
ob jemand mit linder, lispelnder Stimme einem andern zuriefe und winkete,
er solle schweigen. Der Hausherr meint, es habe sich ein Dieb verborgen,
geht hinauf, findet aber niemand. Darauf hat er es wiederum von einem
höheren Gemach her vernommen, er geht auch dahin und vermeint den
Dieb zu greifen. Wie aber niemand vorhanden ist, hört er endlich
die Stimme im Schornstein. Da denkt er, es müsse ein Teufelsgespenst
sein, und spricht den Seinigen, die sich fürchten, zu, sie sollten
getrost und unverzagt sein, Gott werde sie beschirmen. Darauf bat er zwei
Priester zu kommen, damit sie den Geist beschwüren. Als diese nun
fragten, wer er sei, antwortete er: »Der Teufel.« Als sie
weiterfragten, was sein Beginnen sei, antwortete er: »Ich will die
Stadt in Grund verderben!« Da bedräuen sie ihn, aber der Teufel
spricht: »Euere Drohworte gehen mich nichts an, einer von euch ist
ein liederlicher Bube, alle beide aber seid ihr Diebe.« Bald darauf
hat er ein Weib, mit welchem jener Geistliche vierzehn Jahre zusammen
gelebt, hinauf in die Luft geführt, oben auf den Schornstein gesetzt,
ihr einen Kessel gegeben und sie geheißen, ihn umkehren und ausschütten.
Wie sie das getan, ist der ganze Flecken vom Feuer ergriffen worden und
in einer Stunde abgebrannt.
Kommentar: Erasm.
Rotterodam.: Epist. fam., lib. 27, c. 20.
Nic. Remigii Daemonolatria, p. 335, 336.
Quelle: Deutsche Sagen, Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Brüder Grimm),
Kassel 1816/18, Nr. 206