Die zwölf Johannesse
Ein fränkischer König hatte zwölf
Jünglinge, die wurden die deutschen Schüler genannt und hießen
jeglicher Johannes. Sie fuhren auf einer Glücksscheibe durch alle
Länder und konnten binnen vierundzwanzig Stunden erfahren, was in
der ganzen Welt geschehen war. Das berichteten sie dann dem Könige.
Der Teufel aber ließ alle Jahre einen von der Scheibe herabfallen
und nahm ihn zum Zoll. Den letzten ließ er auf den Petersberg bei
Erfurt fallen, der zuvor der Berbersberg genannt war. Der König bekümmerte
sich, wo doch der letzte hingekommen wäre, und als er erfuhr, daß
es ein schöner Berg sei, auf den er herabgefallen, ließ er
eine Kapelle daselbst bauen und nannte sie Corpus Christi; setzte
auch einen Einsiedler hinein. Es war aber damals schiffbar Wasser ringsumher
und nichts angebaut, und an der Kapelle hing eine Leuchte, danach sich
jeder richtete, bis das Wasser an der Sachsenburg abgestochen wurde.
Kommentar: Falkenstein:
Thüring. Chronik, I, 218.
Quelle: Deutsche Sagen, Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Brüder Grimm),
Kassel 1816/18, Nr. 337