Festhängen
Zu Magdeburg war zu seiner Zeit ein seltsamer
Zauberer, welcher in Gegenwart einer Menge Zuschauer, von denen er ein
großes Geld gehoben, ein wunderkleines Rößlein, das im
Ring herumtanzte, zeigte und, wenn sich das Spiel dem Ende näherte,
klagte, wie er bei der undankbaren Welt so gar nichts Nutzes schaffen
könnte, dieweil jedermann so karg wäre, daß er sich Bettelns
kaum erwehren möchte. Deshalb wollte er von ihnen Urlaub nehmen und
den allernächsten Weg gen Himmel, ob vielleicht seine Sache daselbst
besser würde, fahren. Und als er diese Worte gesprochen, warf er
ein Seil in die Höhe, welchem das Rößlein ohne allen Verzug
stracks nachfuhre, der Zauberer erwischte es beim Wadel, seine Frau ihn
bei den Füßen, die Magd die Frau an den Kleidern, also daß
sie alle, als wären sie zusammengeschmiedet, nacheinander ob sich
dahinfuhren. Als nun das Volk dastand, das Maul offen hatte und dieser
Sache, wie wohl zu gedenken, erstaunt war, kam ohn alle Gefähr ein
Bürger daher, welchem, als er fragte, was sie dastünden, geantwortet
ward, der Gaukler wäre mit dem Rößlein in die Luft gefahren.
Darauf er berichtete, er habe ihn eben zu gegen seiner Herberge gesehen
dahergehn.
Kommentar: Joh. Weier:
Von Teufelsgespenstern, S. 105.
Quelle: Deutsche Sagen, Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Brüder Grimm),
Kassel 1816/18, Nr. 253