Frau Holla und der Bauer
Frau Holla zog einmal aus, begegnete ihr ein
Bauer mit der Axt. Da redete sie ihn mit den Worten an, daß er ihr
den Wagen verkeilen oder verschlagen sollte. Der Taglöhner tat, wie
sie ihm hieß, und als die Arbeit verrichtet war, sprach sie: »Raff
die Späne auf und nimm sie zum Trinkgeld mit;« drauf fuhr sie
ihres Weges. Dem Manne kamen die Späne vergeblich und unnütz
vor, darum ließ er sie meistenteils liegen, bloß ein Stück
oder drei nahm er für die Langeweile mit. Wie er nach Hause kam und
in den Sack griff, waren die Späne eitel Gold. Alsbald kehrte er
um, noch die andern zu holen, die er liegengelassen; sosehr er suchte,
so war es doch zu spät und nichts mehr vorhanden.
Kommentar: Prätor.:
Weihnachtsfratzen, prop. 56.
Quelle: Deutsche Sagen, Jacob Grimm, Wilhelm Grimm
(Brüder Grimm), Kassel 1816/18, Nr. 8