FRAU HOLLA ZIEHT UMHER
In der Weihnacht fängt Frau Holla an herumzuziehen, da legen die Mägde ihren Spinnrocken aufs neue an, winden viel Werg oder Flachs darum und lassen ihn über Nacht stehen. Sieht das nun Frau Holla, so freut sie sich und sagt:
"So manches Haar,
so manches gutes Jahr."
Diesen Umgang hält sie bis zum großen Neujahr, das heißt
den heiligen Dreikönigstag, wo sie wieder umkehren muß nach
ihrem Horselberg; trifft sie dann unterwegens Flachs auf dem Rocken, zürnt
sie und spricht:
"So manches Haar,
so manches böses Jahr."
Daher reißen feierabends vorher alle Mägde sorgfältig
von ihren Rocken ab, was sie nicht abgesponnen haben, damit nichts dran
bleibe und ihnen übel ausschlage. Noch besser ist's aber, wenn es
ihnen gelingt, alles angelegte Werg vorher im Abspinnen herunterzubringen.
Kommentar: Prätor.: Weihnachtsfratzen, prop. 54.
Quelle: Deutsche Sagen, Jacob Grimm, Wilhelm Grimm
(Brüder Grimm), Kassel 1816/18, Nr. 5