Ludwigs Leichnam wird getragen
Im Jahr 1173 befiel den Landgrafen schwere Krankheit, und lag auf der
Neuenburg, hieß vor sich seine Ritterschaft, die ihm widerspenstig
gewesen war, und sprach: »Ich weiß, daß ich sterben
muß, und mag dieser Krankheit nicht genesen. Darum so gebiete ich
euch, so lieb euch euer Leben ist, daß ihr mich, wann' ich gestorben
bin, mit aller Ehrwürdigkeit begrabet und auf euern Hälsen von
hinnen bis gen Reinhartsborn traget.« Solches mußten sie ihm
geloben bei Eiden und Treuen, denn sie fürchteten ihn mehr als den
Teufel. Als er nun starb, leisteten sie die Gelübde und trugen ihn
auf ihren Achseln weiter denn zehn Meilen Wegs.
Kommentar: Bange, Bl. 64. Winkelmann, VI,
S. 235. Rohte, 1686.
Quelle: Deutsche Sagen, Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Brüder Grimm),
Kassel 1816/18, Nr. 553