Der Nix an der Kelle
An der Kelle, einem kleinen See unweit Werne
im Hohensteinischen, wohnten sonst Nixen. Einmal holte der Nix des Nachts
die Hebamme aus einem Dorfe und brachte sie unter großen Versprechungen
zu der Untiefe hin, wo er mit seinem Weibe wohnte. Er führte sie
hinab in das unterirdische Gemach, wo die Hebamme ihr Amt verrichtete.
Der Nix belohnte sie reichlich. Eh sie aber wegging, winkte ihr die Kindbetterin
und klagte heimlich mit einem Tränenstrom, daß der Nix das
neugeborene Kind bald würgen würde. Und wirklich sah die Hebamme
einige Minuten nachher auf der Oberfläche des Wassers einen blutroten
Strahl. Das Kind war ermordet.
Kommentar: Otmars
Volkssagen. Vgl. Behrens, S. 82.
Quelle: Deutsche Sagen, Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Brüder Grimm),
Kassel 1816/18, Nr. 304