Regenbogen über Verurteilten
Als im Juni 1621 zu Prag siebenundzwanzig angesehene
Männer, welche in den böhmischen Aufruhr verwickelt waren, sollten
hingerichtet werden, rief einer derselben, Joh. Kutnauer, Bürgerhauptmann
in der Altstadt, inständig zum Himmel empor, daß ihm und seinen
Mitbürgern ein Zeichen der Gnade gegeben werde, und mit so viel Vertrauen,
daß er sprach, er zweifle gar nicht, ein solches zu erhalten. Als
nun der Vollzug der Todesstrafen eben beginnen sollte, erschien nach einem
kleinen Regen über dem sogenannten Lorenzberge ein kreuzweis übereinandergehender
Regenbogen, der bei einer Stunde zum Troste der Verurteilten stehenblieb.
Kommentar:
Westenrieds Histor. Kalender 1803.
Quelle: Deutsche Sagen, Jacob Grimm, Wilhelm
Grimm (Brüder Grimm), Kassel 1816/18, Nr. 359