Die Weiber zu Weinsperg
Als König Konrad III. den Herzog Welf geschlagen
hatte (im Jahr 1140) und Weinsperg belagerte, so bedingten die Weiber
der Belagerten die Übergabe damit, daß eine jede auf ihren
Schultern mitnehmen dürfte, was sie tragen könne. Der König
gönnte das den Weibern. Da ließen sie alle Dinge fahren, und
nahm eine jegliche ihren Mann auf die Schulter und trugen den aus. Und
da des Königs Leute das sahen, sprachen ihrer viele, das wäre
die Meinung nicht gewesen, und wollten das nicht gestatten. Der König
aber schmutzlachte und tät Gnade dem listigen Anschlag der Frauen.
»Ein königlich Wort«, rief er, »das einmal gesprochen
und zugesagt ist, soll unverwandelt bleiben.«
Kommentar:
Cölner Chronik 1499, Bl. 169. Vergl. Pfister: Geschichte von Schwaben
II, 192, 193.
Quelle: Deutsche Sagen, Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Brüder Grimm),
Kassel 1816/18, Nr. 481