Die Zwerglöcher
Am Harz in der Grafschaft Hohenstein, sodann zwischen Elbingerode und
dem Rübenland findet man oben in den Felsenhöhlen an der Decke
runde und andere Öffnungen, die der gemeine Mann Zwerglöcher
nennt, wo die Zwerge vor alters vermittelst einer Leiter ein und aus gestiegen
sein sollen. Diese Zwerge erzeugten den Einwohnern zu Elbingerode alle
Güte. Fiel eine Hochzeit in der Stadt vor, so gingen die Eltern oder
Anverwandten der Verlobten nach solchen Höhlen und verlangten von
den Zwergen messingne und kupferne Kessel, eherne Töpfe, zinnerne
Schüsseln und Teller und ander nötiges Küchengeschirr mehr.
Darauf traten sie ein wenig abwärts, und gleich hernach stellten
die Zwerge die geforderten Sachen vor den Eingang der Höhle hin.
Die Leute nahmen sie sodann weg und mit nach Haus; wann aber die Hochzeit
vorbei war, brachten sie alles wieder zur selben Stellen, setzten zur
Dankbarkeit etwas Speise dabei.
Kommentar: Behrens: Curiöser Harzwald, S. 37, 75, 76.
Quelle: Deutsche Sagen, Jacob Grimm, Wilhelm
Grimm (Brüder Grimm), Kassel 1816/18, Nr. 302