DAS DURCHSCHOSSENE KREUZ
In der Heilig- Geist- Kirche in Kasern hängt ein von drei Kugeln durchbohrtes Kruzifix *), über das man sich folgende Legende erzählt:
Im Pinzgau war einst ein grosses Preisschießen angekündigt und ein Pustertaler Schütze , der am Wettbewerb teilnehmen wollte, probierte in seinem frevlerischen Übermut seine Treffsicherheit an einem Wegkreuz aus ,das am Brünnlasbichl unterm Tauernhaus bei Trinkstein stand. Die drei Probeschüsse durchschlugen genau die Herzgegend des Heilands. Im Salzburgerischen drüben errang der siegessichere Schütze mit Leichtigkeit den ersten Preis, einen großen, prächtigen Stier. Auf dem Heimweg kam er mit dem Stier am durchschossenen Kruzifix vorbei. Plötzlich wurde das Tier wild, der Pustertaler Schütze vermochte das rasende Tier nicht mehr zu halten, und der Stier spießte den Unglücklichen mit seinen Hörnern auf.
Einige Zeit später kamen Bauern an der Unglücksstelle vorbei und sahen den wildgewordenen Stier und den Mann, der tot auf der Erde lag. Das durchschossene Kreuz brachte man in die Heilig- Geist- Kirche. Der Pfarrherr versuchte immer wieder die Einschusslöcher von einem Schnitzler schließen zu lassen; doch vergeblich ; immer wieder brachen die Holzdübel von alleine heraus.
Heute noch wird das durchschossene Kreuz bei der jährlichen großen
Prozession der Ahrner zur Kornmutter in Ehrenburg vorangetragen.
(gesammelt und aufgeschrieben von Steger Konrad)
*) Es ist die Kopie des Originals
Quelle: Copyright © Konrad
Steger
nach mündlichen Erzählungen von AhrntalerInnen
Fink, Hans: Zur Sagenwelt des Ahrntales. In: Das Ahrntal. Heimatkundliche
Beiträge. Sonderdruck "Der Schlern" Nr. 7/8 1978, S. 89-
96.
Bei uns erzählt man... Geschichten aus dem Ahrntal. Broschüre
der Klasse 3E der MS St. Johann, 1989/90.