DER JAHL

Vom alten Jahl aus St. Johann, er war einer der bekanntesten "Äischzna" *) im Ahrntal, erzählte man im Ahrntal sagenhafte, unheimliche Dinge. Er beherrsche die Kunst der Hexerei flüsterten die Leute, er könne Menschen verwünschen und anfrieren lassen, aber er könne auch Krankheiten riechen und verstände es sogar mit dem Vieh zu reden; auf den ersten Blick erkenne er was ihm fehle und er könne es sogar auf Entfernung heilen.

Einmal hatte der Moreggbauer ein altes, krankes, schlachtreifes Pferd, das zu nichts mehr taugte. Es hatte ihm lange Zeit gut gedient, und er brachte es nicht übers Herz es selber zu schlachten. Darum gab er seinen Knechten ein paar Flaschen Wein und den Auftrag das Pferd zu erschlagen. Diese tranken vorerst einmal den Wein, aber auch sie brachten es einfach nicht übers Herz das alte Pferd zu töten. In ihrer Not, sie taten es nicht gern und nur weil sie sich Mut angetrunken hatten, holten sie den Jahl und führten ihn in den Stall. Der Jahl warf einen Blick auf das alte kranke Pferd und befahl den Knechten sich schlafen zu legen.

Als der Moreggbauer am nächsten Morgen aufstand, traute er seinen Augen nicht: Der Jahl führte sein Pferd zur Tränke, es war kerngesund und kräftig.

Keiner hat je erfahren was sich in dieser Nacht im Moreggstalle zugetragen hatte.
(gesammelt und aufgeschrieben von Steger Konrad)

*) Arzneier, Bauerndoktor. Der Jahl, Franz Steger, lebte von 1848- 1915 in St. Johann

Quelle: Copyright © Konrad Steger
nach mündlichen Erzählungen von AhrntalerInnen