Ahrn

Die Ahrner erzählen von der Entstehung ihres Bergwerkes Folgendes:

Ein Bauer führte einen Stier von Krimml herüber, den er dort auf dem Markte erhandelt hatte. Dieser Stier entdeckte das Ahrner Bergwerk. Der Bauer hatte nämlich seine liebe Noth mit dem bösartigen Thier, und wenn er es hätte thun können, wäre er lieber stracks wieder über den Tauern gegangen und hätte das Vieh drüben gelassen. So aber verfluchte er es zu allen Teufeln. Auf einmal, wie er voll Zorn mit dem Stecken aufs Thier loshaut, wird der Stier wüthend und scharrt mit den Hörnern und den Vorderfüßen ein großes Loch auf. Unter den herausgeworfenen Steinen waren auch solche, welche einen goldigen Schimmer hatten. Der Bauer meinte, das sei lauter Gold, und trug sie zum Goldschmied heraus. Es waren aber Kupfererze. Da fieng man an zu graben und stieß auf so mächtige Erzlager, daß die Knappen über den Krimmler Tauern herüber berufen wurden und das Bergwerk seinen Anfang nahm.

Quelle: Joh. Adolf Heyl, Volkssagen, Bräuche und Meinungen aus Tirol, Brixen 1897, Nr. 112 S. 643 f. (Gewährsperson: Hochw. C. Pescosta, weil. Caplan in Chrenburg); an.: Karl Paulin, Die schönsten Sagen aus Südtirol, Ausgewählt und neu erzählt, Innsbruck 1937, S. 216 f.
Zitiert in: Gerhard Heilfurth, Bergbau und Bergmann in der deutschsprachigen Sagenüberlieferung Mitteleuropas, Band 1 - Quellen, Marburg 1967, Nr. 80, S. 277, "Zufälliger Fund durch Tiere".