Blickenspitz / Eisacktal
Hinter der Pfannhütte unterm Blickenspitz war ein Brünndl, in dessen Trögl von Zeit zu Zeit reiner Goldsand lag. Das Platzl war aber schwer zu finden, und noch schwerer war es, die Zeit zu erraten, in der Gold statt Wasser aus dem Berge rieselte. Nur ein altes Pfitscher Manndl war es, das Ort und Zeit genau kannte und alljährlich ein nettes Sackl Goldsand übers Joch schleppte.
Eines Tages starb jedoch das Pfitscherle, und es nahm das Geheimnis mit ins Grab. Es hatte aber einmal einem Valler Hirten, der die Umtriebe des Alten ahnte, verraten, das neunte Brünndl im Tal wäre das gesuchte. Viele Senner, Hirten und Bauern begannen nun eifrig die Quellen abzuzählen. Sie kamen aber zu keinem Ergebnis, da man ja nicht wußte, ob man am Joche oder am Talausgang mit dem Zählen zu beginnen hätte.
Nun geschah es eines Tages, daß ein alter Mahdlahner in der Valler Kalbenalm rein zufällig auf das Wasserle stieß. In einem sauber gemauerten Trögl schimmerte das pure Gold. Schon wollte er den gelben Sand herausfischen, als eine Kalbin in die "Stückle" des Schellenberges geriet und der Hirte sofort zu wehren laufen mußte. Als er wieder zurückkam, war er nicht mehr imstande, das Trögl zu finden. Noch einmal hat sich das Goldwasserle einem Valler Hirten gezeigt. Durch eine schwarze Katze, die ständig an dieselbe Stelle lief, konnte er es ausfindig machen. Wie er aber ganz nahe ans Trögl herankam und schon die Hand danach ausstrecken wollte, waren Wasser, Katze und Gold verschwunden.
=Fink / Eisacktal 1957 S. 106 f. (mdl.) - Heilfurth
Nr. 1139 S. 928.
Aus: Gerhard Heilfurth, Südtiroler Sagen aus der Welt des Bergbaus,
An der Etsch und im Gebirge, 25. Bändchen, Brixen 1968, Nr. 64, S.
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