Latzfons bei Klausen
Vor Zeiten kam jedes Jahr ein fremdes Manndl ins Götschler-Hölzl ober Latzfons, um Gold zu suchen. Irgendwo auf der Alm hatte es ein verstecktes Trögl, worin es Goldsand wusch, den es aus dem Rotbach fischte. Niemand konnte jedoch das Platzl ausfindig machen. Eines Tages kam ein Nöcklbauer von Sackschmöhl nach Bozen. Da er gelangweilt durch die dumpfen Gassen schlenderte, schrie plötzlich ein feiner Herr aus einem "Walken" herab. Er sagte, er wäre jenes Manndl gewesen, das seinerzeit am Götschler-Hölzl das Gold gewaschen hatte. Nun sei er aber so reich, daß er jene Arbeit nicht mehr nötig hätte. Er, der Nöckl, möchte jedoch, zu Hause angelangt, im Gamper-Hölzl zu suchen anfangen. Dort wäre der wertvolle, gelbe Sand zu finden. Auf Runggallen angekommen, glaubte der Nöckl, es wäre das Beste, mit seinem Waldnachbarn, dem Götschler, gemeinsame Sache zu machen. Die beiden begaben sich an die bezeichnete Stelle, konnten aber nichts finden.
Etwas glücklicher war nach Jahren ein Mädchen vom Götschler, das ebenfalls auf die Alm zu suchen ging. Sie fand wenigstens in ihrer "Woadnei" (Weide) das Kraxl und das "Muelterle" (Trögl), welche das Manndl seinerzeit zur Goldgewinnung benützt hatte.
= Fink/Eisacktal 1957 S. 299 (mdl.) - Heilfurth Nr.
933 S. 798 f.
Aus: Gerhard Heilfurth, Südtiroler Sagen aus der Welt des Bergbaus,
An der Etsch und im Gebirge, 25. Bändchen, Brixen 1968, Nr. 51, S.
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