Sulden

Da ist vor alten Zeiten nach Sulden ein Venediger-Mandl gekommen und hat sich da beim Tempel in Sulden aufgehalten und ist in den Bergen herum gegangen und hat dort Erz gesucht. Und im Herbst ist er dann wieder fort nach Venedig und hat ein Sackl voll Sand mitgenommen. Dann ist er das nächste Jahr nicht mehr gekommen und ist nimmer gekommen. Da hat sich der Tempel gedacht, jetzt werd ich den mal aufsuchen, der ist ihm nämlich nachgeschlichen und hat gewußt, wo er den Silbersand holt. Und wie er da in Venedig drunten durch die Stadt geht, da kommt ein Herr und sagt, was, der Tempel von Sulden ist auch da? Und der Tempel hat sich dann entschuldigt, daß er ihm nachgeschlichen ist und daß er auch Silber gefunden hat und das bringt er nicht zuweg. Und da hat das Venediger-Mandl gesagt, er wird nicht mehr nach Sulden kommen, der Tempel könne sich das Erz selbst holen. Und er hat danach die Rösselgulden gemacht.

Da ist noch etwas dabei, da hat das Venediger-Mandl den Tempel lassen in einen Bergspiegel hinein schauen, und da hat er in seinen Garten hinein gesehen, und da hat sich gerade sein Bub den Fuß abgebrochen, und das ist dann auch so gewesen. Der junge Tempel lebt noch, er hat den Fuß abbrochn. Dann hat der Tempel halt Rösselgulden geschlagen, und er hat halt ein bissl mehr Silber genommen dazu, und da haben sie ihn nicht strafen können.

= ZA 170875, aufgez. v. Dr. Mai in Stilfs/Vinschgau, Erz.: Heinrich Waschgier (1. Teil) und Pauline Gritsch (2. Teil) - Heilfurth Nr. 935 S. 799 f.
Aus: Gerhard Heilfurth, Südtiroler Sagen aus der Welt des Bergbaus, An der Etsch und im Gebirge, 25. Bändchen, Brixen 1968, Nr. 53, S. 48