Villanders
Schwarzsee
bei Villanders
© Gasser
Franz, Juni 2004
Auf den Villanderer Almen steht mitten zwischen den grünen Wiesen ein öder Platz mit einem schwarzen See. Er heißt "Auf dem Toten". Einst war hier eine schöne Gegend und reiche Knappen wohnten hier, die aber übermütig wurden, ja sogar mit goldenen Kegeln spielten. Aber Übermut tut selten gut. Am "Unser hohen Frauen Tag", wenn die ganze Christenheit die Himmelfahrt der seligsten Jungfrau feiert, kegelten während des Amtes die Knappen mit ihren goldenen Kugeln, daß es über die Almwiesen hin klang. Wie es aber nach dem Amte zum letzten Segen läutete, erscholl ein wilder Wurf und alle neun Kegel fielen. Zugleich bebte der Platz, sank und sank und ward zum See. Knappen, Kegel und Kugeln gingen unter. Andere erzählten: Einmal kam die Herrschaft, die gar reich und stolz war, denn ihr gehörte die ganze Gegend, und spielte, anstatt in die Kirche zu gehen, am genannten Festtage mit einem goldenen Kegelspiel, aber auf einmal versanken Kegel und Kegler in die Tiefe.
= Zingerle/Tirol 1891 Nr. 228 S. 142 (aus Signat).
Aus: Gerhard Heilfurth, Südtiroler Sagen aus der Welt des Bergbaus,
An der Etsch und im Gebirge, 25. Bändchen, Brixen 1968, Nr. 14, S.
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