VOM URSPRUNG DES KAPUZINERKLOSTERS IN BOZEN
Wenige Schritte unterhalb der Bozner Pfarrkirche stand einst das Schloß Wendelstein, das dem Hochstift St. Afra in Augsburg gehörte und diesem von dem heiligmäßigen Grafen Romedius von Thaur geschenkt worden sein soll.
Hier nun beschloß der edle Herr Marx Sittich von Wolkenstein, ein Kapuzinerkloster zu erbauen. Er ertauschte das alte und bereits etwas baufällige Schloß Wendelstein vom Augsburger Bischof gegen den Ansitz Schrofenstein in der Vintlerstraße und erhielt 1598 vom Bischof von Trient die Genehmigung zum Bau des Klosters.
Aber bald schon trat sein älterer Bruder, Engelhard Dietrich von
Wolkenstein zu Trostburg, an ihn heran und bat ihn, den Bau des Klosters
doch ihm zu überlassen. Denn, muß man wissen, dieser hatte
eine kinderlose Ehe geführt, was ihn aber so verdroß, daß
er das Gelöbnis machte: Wenn Gott ihm ein Kind schenke, so wolle
er ihm zu Ehren irgendwo ein Kloster stiften. Und als nun sein sehnlichster
Wunsch in Erfüllung gegangen war und Gott ihm nicht nur ein Kind,
sondern in der Folge viele Kinder schenkte, führte er den von seinem
Bruder begonnenen Bau in Bozen zu Ende. Bereits 1603 konnten Kirche und
Kloster eingeweiht werden, und später traten dann nicht weniger als
drei Söhne des edlen Stifters in den Kapuzinerorden ein. Engelhard
Dietrich wünschte auch, in diesem Kloster bestattet zu werden, was
dann auch geschah, als er im Alter von 80 Jahren, unter Beistand seiner
geistlichen Söhne, starb. Er wurde in einer Seitenkapelle der Kirche
begraben, und eine Tafel aus Erz verewigte das Andenken des edlen Stifters.
1680 wurde dann die Kirche umgebaut und vergrößert.
Quelle: Troyer, P. Ferdinand, Cronica der Stadt
Bozen. Verfaßt um 1648. Hrsg. von Nicolò Rasmo in "Cultura
Atesina - Kultur des Etschlands" 1948/1950, 13. Kapitel