Das Königskind beim Weifner
Ein hübsches, blondes Bübl klopfte einst beim Weifner in Vorderafing an die Tür und bat um Arbeit und Unterkunft. Der Junge hatte vornehmes Aussehen, trug aber grobe Kleidung. Das fiel dem Bauern sofort auf, weshalb er nicht besonders Vertrauen zum Ankömmling hatte. Er stellte ihn aber doch als Ziegen- und Schafhirten an. Dieser versah seinen Dienst fleißig und brav und beteuerte immer wieder, ein armes, ausgestoßenes Kind zu sein.
Eines Tages durfte der Bub den Bauern nach Bozen begleiten und das Rössl
führen. Auf dem Heimweg vom Talfergries hinauf zum Schloss Rafenstein
rann beiden der Schweiß übers Gesicht, und der Bauer hieß
den Buben, nicht nur die Joppe, sondern auch das Leibl auszuziehen. Erst
nach längerem Drängen kam der Knabe dieser Aufforderung nach.
Nun sah der Weifner eine goldene Kette mit einem goldenen Kreuz auf der
Brust des Kindes funkeln. Das Geheimnis war nun preisgegeben: Der Bub
war ein Fürstensohn, der vor den Verfolgungen seiner habgierigen
Verwandten flüchten musste. Der vornehme Prinz verließ kurz
darauf den Weifnerhof. Als er nach Jahren aber doch Herrscher in seinem
Reich wurde, erhob er den Weifnerbauern in den Ritterstand und schickte
ihm einen Sack voll Geld, mit dem dieser das Schloss "Wiffe",
von dem heute noch Überreste zu sehen sind erbaute.
Quelle: Email-Zusendung von Manuela Weifner, 20. Mai 2005