Das Goldtrögl
Beim Unterholzer im Pfitscher Hintertal lebte ein Manndl, welches das ganze Jahr über nie arbeitete. Es lag durchwegs auf dem Ofen und galt als Sonderling. Zweimal im Jahre wachte es aber von seinem Nichtstun auf. Tagelang stieg es nicht mehr auf seinen Lieblingsplatz, sondern "zapperte" unruhig nach dem Wetter ausschauend herum. Plötzlich war es verschwunden.
Auf Lafiz, über dem Joch hatte es nämlich sein Geheimnis. Ein verstecktes Brünndl mit einem Trögl, das es einmal im Sommer entleerte. Reiner Goldsand lag im Wasser, den sich das Lotterie in ein Sackl faßte und mit dem Mühlkraxl zu Tale trug. Kein Mensch war aber imstande das Trögl oder das Versteck des gelben Sandes ausfindig zu machen. War einmal das Trögl entleert, begann das Manndl wieder sein faules Leben. Bis es eines Nachts aus dem Tale verschwand. Manche behaupteten, den Sonderling mit dem Kraxl gesehen zu haben. Er wäre übers Joch nach Labiseben und durchs Valsertal nach Süden gewandert.
Nach vielen Wochen kehrte der Kleine wieder ins Hintertal zurück. Schweigend legte er sich wieder auf den Ofen, ohne je ein Wort über seine Abwesenheit auszuplauschen.
Als das Manndl alt und zum Sterben war, wagte es einer der Unterholzer, ihn nach dem versteckten Trögl auf Lafiz zu fragen. Er bekam zur Antwort, es wäre leicht auffindbar und liege drei Schritte vom grünen Anger. Eine Steinplatte verdecke es und das Arbeitszeug wäre daneben.
Gefunden hat es bis heute aber noch niemand.
Quelle: Fink, Hans, Eisacktaler Sagen, Bräuche und Ausdrücke. Schlern-Schrift Nr. 164, Innsbruck 1957, S. 34 f.