DIE PEST IN VILLNÖß
In Villnöß hauste die Pest so arg, daß die Leute nur so umfielen und tot waren. Besonders heftig wütete sie hinten in St. Magdalena, und weil man fürchtete, von den Leuten dort angesteckt zu werden, wenn sie nach St. Peter heraus in die Kirche kämen, so verbot man ihnen, weiter herauszugehen als bis zu ihrer Feldmark, wo heute das Pestbildstöckl steht mit der Jahreszahl 1636.
Auch Geistlichen ließ man keinen mehr hinein, nachdem einer, der
nach St. Magdalena die letzte Wegzehrung bringen wollte, hinter dem Pestbildstöckl
vom gräßlichen Seuchentod überfallen worden war. Daher
wurde der Gottesdienst im Freien gehalten, auf dem Feld beim Bildstöckl
am oberen Wege von St. Peter nach St. Magdalena, so daß auch die
Leute von letzterem Dorfe demselben beiwohnen konnten, allerdings in angemessener
Entfernung.
Quelle: Heyl, Johann Adolf, Volkssagen, Bräuche und Meinungen aus Tirol, Brixen 1897, S. 146