Die Stadlerhexe
Diese Zauberin war vor langer Zeit in Pfitsch wohl bekannt. Wenn sie einer Kuh über den Bücken strich, gab dieselbe lange Zeit keine Milch mehr.
Als Hellseherin war sie auch über alles Mögliche ausgefragt worden. Wollte man wissen, wie es den Leuten und dem Vieh auf der weit entlegenen Koralm gehe, warf sie einen kurzen Blick hinauf und gab sofort genauestens Auskunft, die durchwegs stimmte.
Hatte sie keine Milch, so zog sie in ihrem Goaßstallele von einer Holzsäule eine solche herunter. -
Der Müller klagte einst der Stadlerin, er hätte große Schmerzen an einer Zehe. Da helfe nicht anderes als die Zehe weghacken, gab die Stadlerin zur Antwort. Keinesfalls dürfe er aber an der schmerzhaften Stelle herumschneiden. Der Müller befolgte ihren Rat aber nicht und probierte es doch lieber mit dem Messer. Schmerzen verspürte er keine und es kam auch kein Blut zum Vorschein. Die Stadlerin, die seine Zehe verhext hatte, mußte sieben Tage liegen, da sie die Schnitte in ihren Fuß bekommen hatte. -
Einem Pfitscher Bauern war die Hexe nicht gut gewogen. Deshalb ließ
sie ihm eine Truhe voll Korn "ausfliegen", das sich am Hoch-Egge
zu Boden setzte.
Quelle: Fink, Hans, Eisacktaler Sagen, Bräuche und Ausdrücke. Schlern-Schrift Nr. 164, Innsbruck 1957, S. 41