DER TRAM IST ZU KURZ

Als man die St.-Cyrillen-Kirche bei Brixen baute, da sorgte ein armer, frommer Geistlicher um den Bau, auf daß die Kirche bald in St. Cyrillen Ehre zur Weihe käme.

Da maßen die Leute einen Tram darein, aber als man ihn an seinen Platz legte, da war das Holz zu kurz. Das war dem Geistlichen gar leid, denn er hatte kein Geld mehr, damit er einen neuen Baum hätte zuhauen lassen können. In dieser Not rief er den heiligen Cyrillus mit Andacht an und bat ihn, daß er ihm helfe. Der Heilige erzeigte ihm alsbald seine Gnade, so daß der Tram auf einmal zu lang war. Da hieben sie ein Stück davon ab und bewahrten es lange Zeit zum Andenken in der Kirche auf. Vor diesem Stück geschahen viele Zeichen und wurden bresthafte Menschen gesund, wenn sie es mit Andacht berührten.

Quelle: Heyl, Johann Adolf, Volkssagen, Bräuche und Meinungen aus Tirol, Brixen 1897, S. 119