Der "Ung'habige"
In Kematen in Pfitsch wollten zu Allerheiligen mehrere Burschen ,,an die Gasse giahn" (fensterln). Es fehlte ihnen aber eine lange Leiter und die Gitschenkammer lag hoch oben.
Einer unter ihnen erklärte zu wissen, wo eine solche "Loahne"
zu finden wäre. Er wage es aber nicht, dieselbe zu holen, da sie
hinter der Kirche im Friedhof liege. Ein ganz "Ung'habiger"
(Frechdachs) lief jedoch ganz unbesorgt in den Gott'sacker. Er fand die
Leiter und schwang sie auf die Achsel. Da fielen die Armen Seelen, die
bei Nacht am Friedhof ihre Ruhe haben wollen, über ihn her und zerkratzten
ihm erbärmlich das Gesicht.
Quelle: Fink, Hans, Eisacktaler Sagen, Bräuche und Ausdrücke. Schlern-Schrift Nr. 164, Innsbruck 1957, S. 42