Am Zamsegge
Bei der Dominikushütte überm Joch wurde von einem Pfitscher Jäger eine Gemse geschossen. Die Beute über die Achsel geschultert, stapfte er heimwärts. Am Zams-Egge wurde er von einem Zillertaler Wilderer von hinten überfallen, mit einem Zapin niedergeschlagen und für tot liegen gelassen. Der Raubdieb machte sich mit der Gemse aus dem Staube.
Am Jahrestage zog es den Zillertaler wieder an den Tatort. Dort begegnete er dem Geiste des toten Pfitscher Jägers, der den Wald hinanstieg. - Bis vor Jahren soll am Zamsegge ein Marterle gestanden sein, das an den Vorfall erinnerte. -
Eine Variante sagt, der Pfitscher wäre gar nicht tot gewesen, sondern
nur verwundet. Am Jahrestage wären sich also zwei Lebende begegnet,
wobei der Zillertaler den Geist des ermordeten Jägers zu sehen glaubte.
Quelle: Fink, Hans, Eisacktaler Sagen, Bräuche und Ausdrücke. Schlern-Schrift Nr. 164, Innsbruck 1957, S. 36