Die geprellte Zigeunerin
In einem Bauernhaus in Schalders kehrte eine Zigeunerin ein und fand niemanden daheim als die Bäurin. Diese wurde durch den unerwarteten Besuch so in Schrecken versetzt, daß sie hinausgehen und ihre Leute herbeirufen wollte, die auf dem benachbarten Feld arbeiteten. Allein die Zigeunerin machte das Bauernweib durch Zauber "gefroren", und dieses konnte sich nun nicht mehr von der Stelle rühren.
Nun machte sich die Zigeunerin über die Truhen her und durchstöberte
sie nach Geld und anderer brauchbarer Habe. Die Bäurin aber, nicht
dumm, schloff aus ihren festgebannten Schuhen und lief in den Strümpfen
zum Haustor hinaus, um die Leute zur Hilfe herbeizuholen. Diese kamen,
und die Zigeunerin trug statt der gestohlenen Habe eine tüchtige
Tracht Prügel davon.
Quelle: Heyl, Johann Adolf, Volkssagen, Bräuche und Meinungen aus Tirol, Brixen 1897, S. 164