GEISTER AUF DEM LANGKOFEL

Als um die Mitte des 19. Jahrhunderts die Eisenbahn von Verona nach Bozen und von dort über den Brenner weiter nach Innsbruck gebaut wurde, erfaßte die Fuhrleute, die sich in ihrer Existenz bedroht sahen, ein namenloser Zorn über diese neumoderne Bahn, und sie wünschten ihr Unglück und den baldigen Bankrott.

Ein Grödner "Tschanderer" (Fuhrmann) hatte der neueröffneten Eisenbahn, die ihn brotlos machte, ebenso Rache geschworen und ließ sich sogar dazu hinreißen, einen Zug zur Entgleisung zu bringen. Bald darauf starb er und mußte dann an der Stelle seines Verbrechens als Geist umgehen. Dies aber wurde den Leuten dort zu dumm, und sie ließen ihn durch einen Pater bannen, steckten ihn in einen leeren Panzen (Holzfaß) und verfrachteten ihn sodann in seine Grödner Heimatgemeinde. Da man ihn aber auch hier nicht dulden wollte, wurde er - zusammen mit einem anderen Grödner Geist - auf die Spitze des Langkofels gebannt, wo die beiden nun bis zu ihrer dereinstigen Erlösung büßen müssen.

Quelle: Fink, Hans, Eisacktaler Sagen, Bräuche und Ausdrücke. Schlern-Schrift Nr. 164, Innsbruck 1957. S. 301