DAS NÖRGLEIN AUF ASKELES
Auf Askeles war ein gar wilder und böser See. Warf man einen schwarzen
Stein hinein, so entstand Regen, wenn einen weißen, so hagelte es.
Man hörte das Wasser oft weithin brausen. Beim See wohnte ein böses
Nörglein. Einmal waren auch ein Senner und eine Sennerin oben. Als
letztere eines Abends zum See ging, um das Vieh in die Hütte heraufzutreiben,
trat das Nörglein auf sie zu, umfaßte sie und wollte sie erdrücken.
Als der Hirte sie um Hilfe rufen hörte und herbeieilte, ließ
das Nörglein die Sennerin los und sprang in den See. Endlich des
Nörgleins überdrüssig, mästete man auf eines Männchens
Geheiß einen schwarzen Stier sieben Jahre lang, führte ihn
nach Askeles hinauf, und das Nörglein gab nun Ruhe für immer.
(Passeier.)
Quelle: Zingerle, Ignaz Vinzenz, Sagen aus Tirol, 2. Auflage, Innsbruck 1891, Nr. 165, S. 101