DER KAPUZINER

Einmal ging eine Hexe in sich und beichtete einem Kapuziner ihre Freveltaten. Unter anderen Sünden bekannte sie auch, daß sie oft die Butter aus fremden Kübeln herausgezaubert habe und teilte dem Pater ihr Vorgehen dabei genau mit.

Als dieser nach langer Zeit einmal an einem Bauernhause vorbeiging, wo soeben Butter geschlagen wurde, erinnerte er sich ans gebeichtete Hexensprüchlein, das er halblaut vor sich hersagte, um zu erfahren, ob es wirklich die besagte Wirkung tue. Kaum war er, nachdem er dies getan hatte, ein Stück übers Feld gegangen, als ihm ein großer Butterknollen aus dem Ärmel herausfiel.

Er war nicht wenig überrascht, nahm ihn und kehrte zur Bäuerin zurück, die er freundlich grüßte und befragte, wie es mit dem Butterschlagen gehe. Diese fing an zu lärmen und zu klagen und sagte, es sei heute der Kübel verhext und sie bekomme deshalb keine Butter. Da tröstete sie der Pater, gab ihr den Knollen und ermahnte sie, in Zukunft den Rahm zu segnen. (Passeier.)

Quelle: Zingerle, Ignaz Vinzenz, Sagen aus Tirol, 2. Auflage, Innsbruck 1891, Nr. 750, S. 422