DAS SALTNUSSER NÖRGGELE
Zu Saltnuss in Passeier lebte vorzeiten ein dienstfertiges Männlein. Dem mußte man am Abend das Korn nur in die Mühle stellen - am Morgen darauf war es dann sicher zu Mehl verarbeitet! Auch sonst ließ es sich recht gern gebrauchen. Und wenn es einmal nichts zu tun hatte, kam es zu den melkenden Mägden in den Stall und brachte sie mit allerlei Grimassen und lustigen Reden zu lachen.
Alle hatten es darum gern, das Nörggele. Und da der Bauer sah, daß das Männlein ein gar altes und schon mehrfach zerrissenes Röcklein besaß, gedachte er, ihm ein neues zu schenken. Er ließ also ein neues machen und stellte es ihm am Abend in die Mühle.
Als das Nörggele kam und sein neues Röcklein sah, fing es aber an zu weinen und jammerte:
"Jetzt muß ich mit meinem Gehüder und Gezüder
lei ins Ötztal hinüber!"
Mit diesen Worten entfernte es sich, ließ das Korn unberührt
und war seit der Nacht verschwunden - wohl ins Ötztal hinübergewandert!
Quelle: Zingerle, Ignaz Vinzenz, Sagen, Märchen und Gebräuche aus Tirol. Innsbruck 1859. S. 40 f.