DER SELIGE BRUDER BATHO
Der selige Bruder Batho war Benediktiner in Innichen. Damals war noch viel Heidentum unter den Winden im Pustertal und in Kärnten. Das erbarmte den frommen Bruder Batho gar sehr, und er predigte wider die Heiden mit solchem Fleiß, daß er weder Tag noch Nacht von seiner Andacht ließ und viel Volks bekehrte.
Eines Tages litten sie harten Mangel an Brot und Wein, denn sie hatten
lange Gott gedient und waren an die Arbeit um des Leibes Notdurft nicht
gekommen. Da schickte er ihrer etliche aus nach Nahrung; die brachten
Brot herbei, das drei oder vier Menschen leicht gegessen hätten.
Als das der selige Bruder Batho sah, sprach er fröhlich: "Es
ist alles gut, was uns Gott schickt", und hieß das Brot in
Stücke schneiden. Darnach tat er seinen Segen darüber und hatte
ganze Hoffnung zu Gott und hieß die Stücke unter das Volk austeilen.
Während sie nun ab und zu gingen, das Brot zu verteilen, streckte
der selige Batho seine Hände zu Gott und sprach zum Volke: "Liebe
Brüder, esset fröhlich und danket Gott seiner Barmherzigkeit!"
Da gewannen sie alle vom Brote genug und trug man noch etliches von ihnen.
Quelle: Heyl, Johann Adolf, Volkssagen, Bräuche und Meinungen aus Tirol, Brixen 1897, S. 560 f.