DAS GOLDENE KALB
Zwischen Sonnenburg und Kniepaß (Gemeinde Sankt Lorenzen) ist ein hoher, steiler Felsen, "Burgkofel" genannt. Auf diesem Felsen stand ehemals eine Burg, in der Raubritter mit großen Schätzen hausten. Einmal kam ein Soldatenführer aus "welschem Lande", welcher die Burg eroberte und zerstörte. Die Tochter des Ritters wurde in den Abgrund gestürzt; der Schätze aber konnte man nicht habhaft werden, weil sie in den tiefen Ziehbrunnen versenkt worden waren. Unter den Schätzen soll sich auch ein goldenes Kalb befinden.
Beim Stadlerbauern in Lothen soll früher eine Tafel gewesen sein,
welche die alte Burg darstellte. Zwei Bauern in Lothen, welche vor einigen
Jahren das goldene Kalb ausgraben wollten, gingen zum Stadler hin, um
mit Hilfe dieses Bildes die Stelle zu ermitteln, wo der Ziehbrunnen -
"der tiefe Ziggl" - sei; das Bild war aber nicht mehr vorhanden.
Quelle: Heyl, Johann Adolf, Volkssagen, Bräuche und Meinungen aus Tirol, Brixen 1897, S. 620 f.