DIE DREI "SELIGEN" VON MERANSEN

Die Sage berichtet von drei Personen, welche auf Meransen bei Mühlbach im Pustertal ein heiligmäßiges Leben geführt haben, folgende Wunderzeichen:

Im Jahre 1748 starb die überaus fromme Bäurin Ursula Stampfl. Als sie in ihrer kindlichen Frömmigkeit einem Christusbilde auf dem Kreuz ihre Leiden klagte, öffnete das Bild den Mund und sprach zu ihr die Worte: "Ich will dir helfen, wenn deine Leiden größer sind als jene, die ich ausgestanden habe."

Johann Schiestl, gestorben 1759, lebte in äußerster Armut, elend und verlassen in einer kümmerlichen Herberge und litt in seiner letzten Krankheit gewaltige Schmerzen. Würmer zerfraßen ihn bei lebendigem Leibe. Er aber ertrug alles mit einer bewundernswerten Geduld und betete ohne Unterlaß. Als er starb, wurde sein Kämmerlein von einem wunderbaren Licht erleuchtet.

Der dritte war der ausgezeichnete Kurat des Ortes, Anton Reinisch. Er starb zu Weihnachten 1787. Seine überaus große Frömmigkeit lebt noch im Volksmunde fort. Er war der Sohn des Herrn Johann Jakob Reinisch, cancellarii cameralis in Innsbruck. Nach seinem Tod blühte mitten im Winter auf seinem Grab eine schöne goldgelbe Blume.

Quelle: Heyl, Johann Adolf, Volkssagen, Bräuche und Meinungen aus Tirol, Brixen 1897, S. 22