DIE SALIGEN LEUTE IN GEISELSBERG
Die Saligen Leute wohnen auch in den vielfach verwitterten, spaltenreichen Felsen hinter dem Dorf Geiselsberg bei Olang. Von da kommen sie manchmal hervor und wagen sich bis zu den ersten Bauernhöfen heran. Mehr als eine Salige hat schon bei Bauersleuten in Geiselsberg Dienst genommen. Sie sind im allgemeinen dem Menschen freundlich gesinnt, nur die Kinder muß man vor ihnen hüten. Man erzählt in Geiselsberg folgende Geschichte:
Ein Büblein, das nach dem abendlichen Ave-Maria-Läuten noch
außer Haus war, verschwand und wurde von den Eltern bereits verloren
gegeben. Nach mehreren Tagen endlich glückte es den eifrigsten Suchern,
das Kind hinten in den Felsen zu finden. Es saß auf einem Stein,
gesund und guter Dinge, und erzählte, eine schöne Frau sei öfters
zu ihm gekommen und habe ihm zu essen und zu trinken gebracht.
Quelle: Heyl, Johann Adolf, Volkssagen, Bräuche und Meinungen aus Tirol, Brixen 1897, S. 656 f.