DER UNTERGANG DES SCHLOSSES BEI ST. WALBURG

Ein gutes Stück talauswärts von Taufers steht das St.-Walburgs-Kirchlein. Einst thronte an dieser Stelle ein Schloß, das aber zerstört worden ist. Auf diesem Schlosse St. Walburg lebte ein reicher und mächtiger Graf. Auf seine Macht aber war ein ebenso reicher Graf eifersüchtig, und als endlich alle Versuche des letzteren, den Walburger zu demütigen, fehlschlugen, kündigte er ihm Krieg an. Auf den Micheltnösern zwischen Uttenheim und Gais, die man von Sankt Walburg aus sehr gut sehen kann, kam es zur Schlacht. Vorher aber hatte der St. Walburger Graf seiner Hausfrau aufgetragen, wenn er fiele und seine Leute fliehen würden, das Schloß anzuzünden. Niemand dürfe dabei sich retten. Die Schlacht ging verloren, der Graf von St. Walburg fiel, seine Leute flohen. Die Gräfin zündete sogleich, wie sie die Niederlage beobachtet hatte, das ganze Schloß an, und es sank in Asche bis auf einen Turm, der noch steht.

Quelle: Heyl, Johann Adolf, Volkssagen, Bräuche und Meinungen aus Tirol, Brixen 1897, S. 579 - 581