WIE DIE SCHWEINSZÄHNE ZU GOLD WERDEN

Vor vielen Jahren begab sich ein Herr von Vintler des Nachts von Bruneck aus über Lamprechtsburg und den Reischacher Berg hinan auf die Jagd. Wie er nun das Schloß Lamprechtsburg hinter sich hat und bei Reischach vorbei hinaufsteigt in der Richtung gegen die uralten Burgtrümmer, die wahrscheinlich von dem in alten Urkunden genannten Gesäß Rischon herrühren, gewahrt er neben dem Weg einen Waschtrog voll blanker Schweinszähne. Was das zu bedeuten habe, wußte er nun allerdings nicht; er wollte immerhin, da sie so überaus sauber waren wie Elfenbein und geradezu funkelten, einige Stücke seiner Frau mitbringen und steckte daher drei davon in die Tasche. Darauf setzt er seinen Weg fort und vergißt gänzlich der Zähne im Sack.

Reischacher Felder, Kapelle, Pustertal, Südtirol,  © Dietrich Feil

Auf den Reischacher Feldern, Kapelle
© Dr. Dietrich Feil, Herbst 1978

Erst als er am andern Tag heimkam, erinnerte er sich derselben wieder, griff in die Tasche, zog aber keine Schweinszähne mehr, sondern drei blanke Goldstücke heraus. Noch am selben Tage gedachte er sich mehrere zu holen und eilte daher gegen Abend wieder den bewußten Weg zur alten Ruine hinauf, fand jedoch weder Trog noch Zähne mehr vor.

Quelle: Heyl, Johann Adolf, Volkssagen, Bräuche und Meinungen aus Tirol, Brixen 1897, S. 627