DIE BESTRAFTEN SONNTAGSSPIELER
In St. Lorenzen lebten vorzeiten ein paar lustige Brüder, die rauchten und schnapsten und spielten und vertaten ihr Geld im Wirtshaus. In die Messe gingen sie nicht; die Kirchenluft, sagten sie, tut uns nicht gut! Dafür hatten sie desto größere Kurzweil im Wirtsstüblein, wo die Luft allem Anschein nach viel gesünder war.
Der Pfarrer hörte aber davon und sagte es dem Richter, und der verbot es ihnen und hielt ihnen eine christliche Mahnung. Als nun der nächste Sonntag kam, sagten die Brüder: "Wir haben die ganze Woche gearbeitet, der Sonntag gehört der Erholung; zu was wären denn die Kapuziner auf der Welt, wenn nicht statt unsereines zu beten?" Und weil unter dem Amt das Wirtshaus verboten war, nahmen sie eine Stallaterne und begaben sich in das Knappenloch in der Nähe des Ortes. Da wälzten sie einen großen Stein in die Mitte und hoben an, auf dem Stein zu spielen.
Sie hatten jedoch kein Glück und verloren, sooft sie auf ein neues
taten. Das ging ihnen nicht mit rechten Dingen zu, denn es war keiner,
dem das Geld in die Tasche fiel. Daher fingen sie an, entsetzlich zu fluchen.
Auf einmal tat es einen furchtbaren Krach, und die Höhle stürzte
ein und begrub die saubere Brüderschaft in den Trümmern. Seitdem
ist nur mehr ein kleiner Teil des Knappenloches zugänglich.
Quelle: Heyl, Johann Adolf, Volkssagen, Bräuche und Meinungen aus Tirol, Brixen 1897, S. 653 f.