DER BÜßENDE GEIST BEI WELSBERG

Auf dem Weg, welcher bei Welsberg von der Straße nach Taisten abzweigt, sah man früher des Nachts ein Licht den Zäunen nach auf- und abhuschen. Die Leute fürchteten sich, und nur hie und da wagte es einer bei Nacht, "über die Zäune" zu gehen; dann aber sah er bald kein Licht mehr, sondern statt desselben einen schwarzen Mann, der bei einer "Zaunsäule" stand und tat, als ob er im nächsten Augenblick auf einen losfahren wollte. Aber er tat doch niemandem etwas.

Da sind einmal drei Weber vom "Land" heraus heimzu gegangen, und wie sie zu den "Morchna-Zäunen" gekommen sind, haben sie beratschlagt, wie sie gehen sollten. Der eine sagte: "Gehen wir hin auf Welsberg!" Der andere entgegnete: "Nein, gehen wir über die Zäune!" Der dritte war auch dafür und sagte: "Wenn der Schwarze bei der Säule steht, schlag' ich ihn zu Boden." Sie gingen also über die Zäune, und richtig, bei der Säule steht der schwarze Mann! Der Weber schlägt ihn wirklich herunter, daß er sich überkugelt. Aber er steht sogleich wieder auf, wird auf einmal schneeweiß und sagt: "Gott vachgelt'as! do han i gro aa amal aan oachgehaut." Darauf verschwand er, und keiner hat seitdem weder das Licht, noch den schwarzen Mann mehr gesehen.

Quelle: Heyl, Johann Adolf, Volkssagen, Bräuche und Meinungen aus Tirol, Brixen 1897, S. 592 f.