WELCH SELTENE ZIBEBEN DER LOCHMÜLLER VON BRUNECK BEKOMMT
Ein alter Lochmüller von Bruneck ging in der Nacht durch die Rienzschlucht und am Schloß Lamprechtsburg vorbei den Berg hinauf. Da traben auf dem Weg von der alten Reischacher Schloßruine herab drei mit Säcken beladene Maulesel, und hinter ihnen her geht der Treiber. Der Lochmüller, der gerne gewußt hätte, ob etwa Mehl in diesen Säcken sei, fühlte im Vorbeigehen die Säcke an, denn er wunderte sich, da oben einem Mehltransport zu begegnen. Woher sollte wohl da das Mehl kommen?
Und wirklich waren die Säcke ziemlich weich anzufühlen. Da
gewahrte er in einem Sack des hintersten Esels ein kleines Loch. Des Handgriffes
kundig, bohrte er rasch seinen Finger durch die Öffnung und zog ein
paar Zibeben heraus. Also Zibeben sind in den Säcken! Aber woher
und wohin? Darüber nachgrübelnd, steckt er vorläufig die
paar Zibeben ein und geht weiter. Wie er nun später hungrig wird
und nach den Zibeben in die Tasche greift, waren diese zu lauter Goldstücken
geworden!
Quelle: Heyl, Johann Adolf, Volkssagen, Bräuche und Meinungen aus Tirol, Brixen 1897, S. 628