DAS "HEXENBÖDELE" BEI LENGSTEIN
Im Wald oberhalb von Lengstein und von diesem Ort nicht weit entfernt liegt das "Hexenbödele", eine kleine Lichtung, in deren Mitte eine einzelne Lärche hoch aufragt. Diese Lärche ist mit einem auffälligen "Hexenbesen" - einer dichten Wucherung von Ästen und Zweigen - versehen und zudem mit einem Kruzifix geschmückt.
Hier trafen sich nächtlicherweile vor alten Zeiten oft und oft die Hexen der ganzen Umgegend und hielten mit dem Teufel wüste Gelage. Darum war das "Bödele" gemieden, und um viel Geld wären die Leute nicht zu bewegen gewesen, diesen Platz im Walde zur Nachtzeit aufzusuchen.
Nur einmal brüstete sich ein Bursche, daß er sich vor Teufel und Hexen nicht fürchte und deshalb ohne weiteres bereit sei, diesen Platz zu mitternächtlicher Zeit aufzusuchen. Eine Wette war bald abgeschlossen, und der kecke Bursche machte sich auf den Weg zum "Hexenbödele".
Doch er kam nicht mehr zurück, und als man am darauffolgenden Tag
ihn suchen ging, fand man ihn tot auf dem Bödele liegen. Die Hexen
hatten ihn in den Boden hineingedrückt und gestampft und so getötet.
Zum Gedächtnis an diesen auf so elende Weise Umgekommenen und auch
zur künftigen Fernhaltung des bösen Hexenspukes vom "Bödele",
brachte man an der Lärche auf der Mitte des Platzes das Bild des
Gekreuzigten an, der heute noch da hängt.
Quelle: Weber, P. Beda, Das Land Tirol, ein Handbuch für Reisende. 2. Band, Südtirol. S. 212