DIE SALZQUELLE

Oberhalb von Welschnofen, am Fuß der Geplenggwand, ist eine verborgene Salzquelle. Es hat aber seine eigene Bewandtnis mit der Quelle und ihrem Salz; denn die Quelle treffen Werktagskinder nicht an, und das Salz ist zur Würze der Speisen nicht brauchbar, denn es ist nichts anderes, als geblendetes Gold. Das wäre nun schon recht und die Welschnofner hätten sich schon längst drangemacht, aber an der Quelle herum weidet ein kohlschwarzes Roß, und wenn einer es auch wagen wollte, sich bis zur Quelle durchzuschleichen, der Rappe hat scharfe Witterung und sprengt dem Kecken nach bis über den Karersee hinaus, wo ein Wegkreuz steht.

Quelle: Heyl, Johann Adolf, Volkssagen, Bräuche und Meinungen aus Tirol, Brixen 1897, S. 389