DIE SEBASTIANSKIRCHE
Unweit vom Dorf Welschnofen steht
eine Kirche mitten in einer großen Wiese, welche Kirche dem hl.
Pestpatron Sebastian geweiht ist. Von ihr wird erzählt: Ein Bauer,
unbekümmert um das Fest des Heiligen, führte am 20. Jänner
mit seinen Ochsen Holz aus dem Walde. Um den Weg abzukürzen, fuhr
er über den zugefrorenen Karer See. Als er aber gegen die Mitte desselben
kam, begann es zu krachen, das Eis gab nach, und der Protzen fing an zu
sinken, noch ein Ruck, und Mann und Vieh drohten unterzugehen. In dieser
Not rief er den hl. Sebastian an und gelobte ihm, in der Mitte seiner
besten Wiese ein Kirchlein zu bauen, wenn er gerettet würde. Baum,
Protzen und Ochsen versanken, er selbst aber kam mit Hilfe des Heiligen
glücklich davon und hielt sein Versprechen. So entstand das Kirchlein
auf der Wiese. (Welschnofen.)
Quelle: Zingerle, Ignaz Vinzenz, Sagen aus Tirol, 2. Auflage, Innsbruck 1891, Nr. 998, S. 572