WARUM DIE SEEBERGER ALM NICHT MEHR DEN SARNERN GEHÖRT
Vom "Toatnkirchl", das einsam auf der Schneide zwischen den weiten Villanderer Almen und dem Sarntal steht, führt auf der Sarner Seite ein Weg in wenigen Minuten hinab zur Seeberger Alm. Es ist dies eine zwar kleine, aber schön gelegene Alm in etwa 2000 in Meereshöhe, knapp unterhalb der Nordabstürze der mächtigen Sarner Scharte gelegen, und es steht dort eine Schwaighütte, die im Sommer bewirtschaftet ist.
Diese Alm gehört den Villanderern, was insofern überrascht, als sie ja eindeutig im Sarntal gelegen ist. Doch dem war nicht immer so, denn einst habe die Alm - so weiß man sich in Reinswald zu erzählen - immer den Sarnern gehört, so bis vor etwa dreihundert Jahren. Dann aber geschah etwas Furchtbares: Eines Tages war die schöne, große, goldene Monstranze aus der Reinswalder Kirche verschwunden, einfach gestohlen! Alles Nachsuchen nützte nichts, und bald erfragte man auch, wer die Monstranze gestohlen hat: die Villanderer! Ihnen, den Sarnern, zum Trutz!
Und so nützte eben alles nichts: Die Reinswalder mußten, um eine neue Monstranze anschaffen zu können, nur die ihnen gehörige Seeberger Alm verkaufen. Daß sie diese freilich ausgerechnet den Villanderern, mit denen sie seit jeher in wenig guter Nachbarschaft stehen und die ihnen ja auch das ganze Unglück eingebrockt hatten, verkaufen mußten, das "wurmt" angeblich nicht wenige Reinswalder auch heute noch!
Quelle: In Reinswald allgemein bekannt. Vgl.
"Schlern", 1974, 274