DIE ALTE STADT DROZ - DIE STADT SEIS

In alter Zeit stand an der Stelle des Dorfes Seis und bis oberhalb St. Valentin eine große Stadt. Einmal kam ein alter, armer Mann und suchte eine Herberge, aber kein mitleidiges Herz öffnete ihm eine Türe. Da zog er weiter und kehrte oberhalb St. Valentin in einem Bauernhause zu und ließ sich eine Kelle voll Wasser geben. Dieses Wasser schüttete er zum Fenster hinaus und im Nu war die große, stolze Stadt überschwemmt! In der Kirche St. Vigil gebot der Heilige dieses Namens mit seiner "Krücke" (Hirtenstab) dem daherrasenden Schutt und Geröll Halt, und das wilde Element gehorchte ihm. So blieb die Kirche St. Vigil stehen. (Kastelrut.)

Quelle: Zingerle, Ignaz Vinzenz, Sagen aus Tirol, 2. Auflage, Innsbruck 1891, Nr. 631, S. 357 f. Vgl. Marx Sittich von Wolkenstein, 255 ("...Seys: man sagt, da solt vorzeyten ein stättl gestanden sein, so durch die lahn oder wolkenbruch verschitt worden. Man sicht und findt noch fürderhin alte sachen, so man aus der erden gräbt")