DER PFALTERER STIER
Die große Glocke in St. Valentin bei Seis wurde auf Veranlassung eines Stiers ausgegraben. Der Stier wollte nicht von der Stelle, brüllte und versuchte mit den Hörnern den Boden aufzuwühlen, so daß die Leute dachten: was muß hier verschüttet sein? Man grub nach und fand die Glocke, die von der versunkenen Stadt herrührte. Im Jahre 1811 fuhr der Blitz in den Turm und zerschmolz die Glocke, aus dem Metall goß man die jetzige, die der "Pfaltener Stier" genannt wird. Ihr wird eine besondere Kraft gegen Unwetter und Hexen zugeschrieben, und wenn mit ihr wettergeläutet wird, sagt man: "Der Pfaltener Stier grollt."
Quelle: Zingerle, Ignaz Vinzenz, Sagen aus Tirol, 2. Auflage, Innsbruck 1891, S. 527