DER SPUKENDE SENNER
In der Filler Schwaige auf der Seiser Alm war ein Senner, der den Hüterbuben
sehr schlecht behandelte. Wie dann der Senner gestorben war, ist er oft
wieder erschienen und hat gearbeitet, wie bei Lebzeiten. Wenn der lebende
Schwaiger in der Stube hantierte, hat der Geist unterdessen in der Küche
Mus gekocht. Oft hat er auch, wie bei Lebzeiten, den Buben gerufen: "Seppeloh!
Seppeloh!" und ist oft neben seiner Bettstatt gestanden. Oft ist
er gesehen worden unter einem Baume liegen, wie bei Lebzeiten, und das
Vieh ist dann mit Gebrüll um den Baum herumgelaufen. Ein Pater hat
endlich abgeholfen.
Quelle: Der Sammler, Beiträge zur tirolischen Heimatkunde. Hrsg. Franz Innerhofer, 5 Bände, Meran 1906/1911. Bd. I, 2/10 f.