DES SATANS WAFFENSAMMLUNG IM SCHLERN
Zwischen der Santnerspitze und dem Schlern soll vorzeiten der Teufel seinen Wohnsitz gehabt haben, als der Schlern noch ein beliebter Hexenplatz war. Wenn dann die Hexen auf dem Schlern sich versammelten und Gelage und Tanz anhoben, hatte der Teufel keinen weiten Weg zu machen, um auch dabei zu erscheinen. Denn der Schlern war vordem eine so auserlesene Stätte für den Hexensabbat, daß der Teufel dabei nie fehlen wollte.
Der Böse hat aber auch, wie andere hohe Herren, seine noblen Passionen, und weil es nun dazumal zum feinen Ton gehörte, daß fürstliche Personen in ihren Schlössern allerlei Raritäten ansammelten, so gedachte der Satan, im Teufelsloch am Schlern, nahe bei seiner Residenz, ein Waffenkabinett zu errichten, wie kein zweites in allen Ländern weitum sein sollte. Er hatte aber die Erfahrung gebracht, daß die Herren der Burg Zimmerlohen ober Völs mit großem Geldaufwand sich die seltensten Waffen und Rüstungen zu verschaffen gewußt hatten, die sie nun dort mit vielem Stolze zu zeigen pflegten.
Weil aber der Schatz Überaus sorgsam gehütet wurde, mußte
der Satan, um in dessen Besitz zu gelangen, zur Gewalt greifen: Er machte
ein böses Wetter und schleuderte so fürchterliche Blitze auf
die Burg, daß die Waffenhüter entsetzt die Flucht ergriffen.
jetzt packte er den gesamten Waffenvorrat zusammen und trug ihn eiligst
hinauf ins Teufelsloch, wo er sich ein stattliches Waffenkabinett herrichtete,
das nur den Hexen zugänglich war. Seit der Zeit, sagt man, sei es
auf der Burg Zimmerlohen unheimlich.
Quelle: Heyl, Johann Adolf, Volkssagen, Bräuche und Meinungen aus Tirol, Brixen 1897, S. 418 f.